Die Kinder von Lidice

Geschichte Kompakt: Geschichte erleben

Was bedeutet es, Geschichte zu erleben? Das haben wir als Teilnehmer des diesjährigen „Geschichte Kompakt“ am eigenen Leibe erfahren. Im Laufe des dreitägigen Bildungsausflugs mit dem „Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V.“, der uns dieses Jahr nach Tschechien führte, besuchten wir verschiedene Orte, an denen der Opfer des Nationalsozialismus gedacht wird.

In Theresienstadt besuchten wir unter anderem das Getto-Museum, in dem uns anschaulich die individuellen Schicksale einiger Opfer des Nationalsozialismus – unter denen sich sehr viele Kinder befanden – nähergebracht wurden. Auch die kleine Festung Theresienstadt zeigte uns eindrücklich, unter welchen Umständen die Gestapo-Gefangenen regelrecht hausten. Eng an eng lebten – nein existierten – sie unter menschenunwürdigen Bedingungen in kalten Massenzellen.

Wir besuchten Lidice. Dieser auf den ersten Blick ruhige, friedliche Ort sieht auf ein grausames, von Gewissenlosigkeit gezeichnetes Massaker zurück. Am 10. Juni 1942 fielen hier die Nationalsozialisten ein, um den schönen Ort dem Erdboden gleich zu machen. 173 Männer wurden erschossen und die Frauen und Kinder in Konzentrationslager deportiert. Ein sehr eindringliches Denkmal auf der Gedenkstätte erinnert noch heute an die Kinder, die dem Nationalsozialismus hier zum Opfer fielen.

Natürlich bildete auch die Geschichte Prags einen thematischen Schwerpunkt des Bildungsausflugs. In kleinen Gruppen erkundeten wir im Rahmen einer Stadtrallye die historischen Plätze, Gassen, Synagogen, Bauwerke der Hauptstadt. In Prag beschäftigten wir uns mit Ereignissen wie dem Prager Aufstand und dem Prager Frühling.

Letztlich besuchten wir den Karlsbader Stadtfriedhof, wo wir gemeinsam der Opfer von Gewalt, Schrecken, Terror und Krieg gedachten.

Was bedeutet es nun, Geschichte zu erleben? Geschichte erleben bedeutet, einen Perspektivwechsel vorzunehmen und die Schicksale der Betroffenen (am Ort des Geschehens) nachzuempfinden. Geschichte erleben bedeutet, sein Umfeld bewusster wahrzunehmen und die Rückstände vergangener Zeiten schätzen zu lernen. Es bedeutet, aus der Vergangenheit zu lernen und die Erinnerung an sie zu bewahren.

An dieser Stelle noch ein ganz großes Dankeschön an Herrn Eißner, Frau Groß, Frau Ilius und Herrn Riedel vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V. sowie allen weiteren, die uns diese Exkursion ermöglicht haben. Außerdem wollen wir uns bei der „Stiftung Gedenken und Frieden“ und beim Programm „Weltoffenes Sachsen“ bedanken, die dieses Projekt finanziell unterstützt haben.

„Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Zukunft gestalten.“ – August Bebel

William Dzierzon